Kesselheimer Geschichte von Franz Grohé
Franz Grohè 1984:
(früh. Schulleiter der Volksschule in Kesselheim)
Etwas über die Kesselheimer Geschichte
Da Kesselheim nach der Eingemeindung mit Koblenz im Jahre 1969 einen starken Zuzug an Einwohnern von 2084 im Jahre 1965 auf bald 3000 heute zu verzeichnen hat, wäre ein kurzer Rückblick auf die Geschichte unseres Heimatortes nicht abwegig.
Zuerst wird man sich fragen, worauf geht unser Ortsname zurück. Die erste Hälfte des Namens geht sicher auf einen altgermanischen Personennamen Kestil oder Keszil oder ähnlicher Form zurück. Er ist wohl der erste Siedler. Die Endung heim weist in fränkische Zeit, vielleicht in die Zeit der Landnahme durch die Franken um das Jahr 600. 966 heißt unser Ort Kescelenheim. Aus diesem Jahr stammt auch die Urkunde Kaiser Otto I. vom 24. August, die im Original und Übersetzung folgt.
Durch diese Urkunde erhielt die Kaiser-Otto-Straße ihren Namen.
Von besonderer Bedeutung ist der Aachener Hof. Das Krönungs- oder Liebfrauenstift Aachen hatte in alter Zeit in Kesselheim einen Hof, der wegen seiner umfangreichen Güterbesitzungen, besonders aber der ausgedehnten zugehörigen Vorrechte wegen, maßgeblichen Einfluß auf die Geschichte des Dorfes erhielt. Ja, in den ältesten Zeiten des Ortes Kesselheim sind die Urkunden über den Aachener Hof fast die einzigen Ouellen, die uns auch über die Ortsgeschichte künden.
Im Jahre 1174 wird in einer Streitigkeit zwischen dem Stift Aachen und seinem Probst, die Kaiser Friedrich Barbarossa schlichtet, zum ersten Male ein Hof in Kesselheim als Besitz der Herren von Aachen erwähnt. Zu diesem Hof gehören damals auch Güter in Winningen.
Eine spätere Urkunde zeigt uns, daß dieses Hofgut der Herren von Aachen in Kesselheim noch wesentlich älter ist. Im Jahre 1226 bestätigt Kaiser Friedrich II. dem Stift Aachen die Schenkungen all seiner Vorgänger. Dabei wird auch der Besitz in Kesselheim aufgezählt mit dem Zehnten und allen Rechten, mit denen der König Zwendebold von Lothringen (895 – 900) ihn dem Stift gegeben hatte. Somit wäre der Hof über 1000 Jahre alt, und wir dürfen annehmen, daß wir in ihm ein altes fränkisches Königsgut vor uns haben. In weiteren Urkunden aus den Jahren 1229,1236/37 und 1276 wird der Hof erwähnt. Sie erzählen von Verpachtung der Güter, Besetzung der Vogtei, geben aber noch kein genaueres Bild über den Umfang des Besitzes und der dazugehörigen Rechte. Erst ein lateinisches Weistum des Jahres 1350 gibt uns Aufschluß darüber.
In der Folge fehlt uns wieder für lange Jahre genauere Kunde über das Schicksal des Hofes. Doch ist anzunehmen, daß die Herren von Aachen gerade in dieser Zeit besonders ihren Grundbesitz in Kesselheim bedeutend vergrößerten. 1698/99 wird eine neue Hofanlage erbaut. Der damals errichtete mächtige Fachwerkbau steht heute noch. Es ist das Haus Schüller gegenüber der Kirche. Die ganze Anlage mit ihrem großen Innenhof läßt heute noch erkennen, welche Bedeutung ihr in damaliger Zeit zugekommen sein muß. Darum der Straßenname „Am Aachener Hof“.
Als letzte Urkunde, die uns auch über den Besitz und die Rechte der Herren von Aachen etwas sagt, finden wir die Amtsbeschreibungen des Amtes Bergpflege.
Noch einmal zeigt sich hier die umfangreiche Macht, die die Herren von Aachen jahrhundertelang in Kesselheim besaßen. Die bald darauf (1794) beginnende Franzosenzeit machte auch ihr ein Ende. Der Hof wurde den 2. Frimaire XII (November 1803) für 35400 Franken versteigert. Damit war das Schicksal des Hofes besiegelt. Nur die Erinnerung lebt weiter im Dorf und läßt Namen wie ,,Herrenstraße“ und ,, Frohnstück“, beide mit dem Hof verknüpft, erhalten bleiben. Das vom Staatsarchiv entworfene und 1934 verliehene Gemeindewappen zeigt auf weißem Feld ein rotes durchgehendes Kreuz, unten eingeschoben eine blaue Spitze mit einer goldenen Krone. Das rote Kreuz im weißen Feld weist auf das Kurfürstentum Trier hin, die aufstrebende blaue Spitze mit der goldenen Krone sagt, daß Kesselheim ursprünglich fränkisches Königsgut war.