Hofgut Otzenhausen

(Auszug aus der Broschüre Gewerbegebiet Maria Trost der Fa. BCE Björnsen Beratende Ingenieure, Verfasserin Frau Sabine Treptow) März 2012

 Auf der Gemarkung Kesselheim, zwischen Kärlich und Wallersheim und an der Grenze zu Neuendorf gelegen, stand früher ein Hof mit dem Namen Otzenhausen. Mit ihm nimmt die historisch verbürgte Geschichte ihren Lauf.

Alles beginnt im Jahre 1209 mit einem Streit, den das Marienstift zu Aachen mit den Nonnen zu Vallendar (Schönstatt) um die Zehntrechte des Hofes austrug. Dass man sich gütlich einigte, belegt eine Urkunde, die den Namen Ocenhusen (Otzenhusen, Otzenhausen, Utzenhausen, o.ä.) erstmalig erwähnt (24). Damals, in der agrarwirtschaftlichen Zeit, in der Höfe und Mühlen eine wichtige Rolle spielten, muss das etwa 200 Morgen große Otzenhausen ein bedeutendes Hofgut gewesen sein, das den Nonnen zu Vallendar gehörte. Es war von Gärten, Feldern, Wiesen und Hecken umgeben, mit einem Hofhaus, das an einem Wäldchen lag (28).

Wie andere Dörfer und Höfe auch fiel Utzenhausen in den Jahren 1618 bis 1648 den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zum Opfer und nur wenige, zerstreut liegende Häuser, die man die Utzenhäuser Höfe nannte, blieben übrig (36). 1656 gab das Kloster das Gut auf, das seit dem Krieg zerstört und brach lag, und tauschte es mit Freiherr von Metternich, Winnenburg und Beilstein gegen andere Ländereien.

Dass das Gut mit seinem neuen Besitzer auch einen neuen Namen erhielt, war typisch für die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Es wurde jetzt Mergenfelder oder auch Marienfelder Hof genannt (28). Knapp 80 Jahre später wechselte der Mergenfelder Hof bei einem weiteren Tauschhandel nochmals seinen Besitzer: Kurfürst Franz Georg von Schönborn erwarb 1734 die Ländereien als Jagdrevier, das „viel plaisir“ versprach und „Vergnügen causiren Könten, zu dem der orth nit allein zur faisanerie, sondern auch einer Menagerie oder Zucht von allerhand federviehes[…] taugt“. Da Kurfürst Schönborn nicht nur passionierter Jäger, sondern ein ebenso eifriger Bauherr war, tauchten nur wenig später die ersten Notizen zu dem Bau eines Fasanengartens und eines kleinen Jagd- und Lustschlosses auf (27).

Der Marienfelder Hof wurde geteilt: Die Flurstücke, auf denen später die Schlossanlage entstand, wurden Schönbornslust genannt. Die übrigen Flurstücke zählten nach wie vor zum Marienfelder Hof, wurden aber nicht wie bisher an einen sondern an acht Hofpächter verlehnt (28). Noch heute trägt ein Flurstück diesen alten Namen: Der Marienfelder Garten liegt östlich von Maria Trost Richtung Kesselheim und die Marienfelder Straße führt durch das Gewerbegebiet Richtung Wallersheim.

Anmerkungen:

Die Aktenlage rund um die Besitzverhältnisse des Hofes Otzenhausen ist nicht einfach zu durchschauen: Einmal gehört der Hof den „Chorfrauen zu Falendar“, dann den „Nonnen zu Schönstatt“ oder den „Augustiner-Eremitinnen“ und den „Nonnen zu St. Barbara“.

Tatsächlich verbirgt sich hinter diesem Namensgewirr nur ein Frauenorden: Die Augustiner-Eremitinnen zu Schönstatt, die 1567 in das Kloster St. Barbara in Koblenz umzogen (39,42). An den Besitz dieses Gutes waren für die Nonnen auch Pflichten geknüpft: „… und so man reysen sall, geben sy (die junferen von Falender) eyn pferde von yrem hoif Otzenhusen.“ (3)

Da die Familie Scholer ab 1430 bis Mitte des 17. Jahrhunderts immer wieder als Pächter bzw. als Homann zu Otzenhausen urkundlich erwähnt wird, ist anzunehmen, dass das Kloster der Familie Hof und Gut als sogenanntes Erblehen übertragen hatte (28).

 

 Literaturnachweise:

(24) Nolden, Reiner: Besitzungen und Einkünfte des Aachener Marienstifts. Sonderdruck aus: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, Bd. 86/87, 1979/1980, Aachen, 1981

(28) Reif, Karl-Heinz, Müller, Hermann: Familienbuch Kesselheim für die Zeit des 16.-18. Jahrhunderts. In: Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Koblenz, Hrsg: Dr. U. Theuerkauf, 1990

(36) Stadtarchiv Koblenz: Ordner Maria Trost

(27) Raible, Catharina: Balthasar Neumanns Schloss Schönbornslust bei Koblenz – Rekonstruktrion und Analyse anhand des Baubefundes sowie der schriftlichen und bildlichen Quellen. In: Koblenzer Beiträge zur Geschichte und Kultur. – Koblenz. N.F. 15/16, S. 7-42, 2008. – Ill.

(39) Stramberg, Christian von: II Abt.1 Bd., 1845

(42) Wagner, J. Jacob: Das ehemalige Kloster der Augustiner-Eremiten in Ehrenbreitstein, Rheinische Verlagsgesellschaft, 1931

(3) Bär, Max: Verfassung und Verwaltung der Stadt Koblenz bis zum Jahre 1500. In: Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, Bd. 17, Hrsg: Hermann, Behrendt, 266 S., 1898