Umzug und Krieg

Geschrieben von: Helmut Schüller
Der Platzbedarf für die Schausteller wurde von Jahr zu Jahr größer. Der Platz vor der Kirche wurde zu klein. 1937 entschloß sich die Gemeinde Kesselheim einen Kirmesplatz anzulegen. Hierfür kaufte sie von Herrn Josef Münzel Gartenland, das heute den untere Teil des Kirmesplatzes bildet. Dort hatten die Schausteller nun genügend Platz und waren alle an einem Ort versammelt.
Die letzte Kirmes vor dem 2. Weltkrieg feierten die Kesselheimer im Jahr 1938. Die Kirmes für 1939 war schon vorbereitet, fiel aber wegen des Kriegsbeginns aus.
Sehr bald nach dem Krieg dachte man schon wieder an die Kirmes. Mit einem Sack Kartoffeln für den Förster, machten sich einige Männer auf in den Stadtwald. Im Tausch gegen die Kartoffeln durften sie einen Kirmesbaum schlagen. Schon 1947 stand wieder ein Kirmesbaum in Kesselheim.
Nach 10 jähriger Pause wurde 1948 die Kirmesgesellschaft wieder aktiv. Die erste Versammlung nach dem Krieg eröffnete das ehemalige Vorstandsmitglied von 1938 Herr Willi Bubenheim. Der erste Kirmespräsident nach dem Krieg war unser heutiges Ehrenmitglied Herr Willi Reif.
Die lange Pause brachte auch einige Veränderungen mit sich. So wählte die Versammlung keinen Zugführer mehr, der für den Festumzug zuständig war. Den Festumzug selbst verlegte man vom Montag auf den Sonntag. Ein großes Feuerwerk verschönerte erstmals den samstagabendlichen Fackelzug.
Nach dem Kirchgang, am Montagmorgen, wurde am Ehrenmal den Toten und Vermißten beider Weltkriege gedacht und ein Kranz niedergelegt. Den darauf folgenden Frühschoppen verschönerte der MGV, wie auch in den folgenden Jahre, durch seine gesangliche Darbietungen. Auf dem Frühschoppen wählten die Mitglieder, genauso wie vor dem Krieg, ihren Fähnrich. Den Wein zum Tanz und Frühschoppen brachte man selbst mit und bezahlte dem Wirt „Stoppengeld“. Es herrschte zu dieser Zeit noch kein Überfluß. Bei der Kinderbelustigung wurden keine ganzen Würste verteilt, sondern nur kleine Stückchen. Diese banden die Schießjungen an Angelruten und verteilten sie damit an die anwesenden Kinder.
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