Koblenzer Schängel vom 10.10.2001

 

Aus der Schängel-Feder

Jetzt haben wir den Salat, oder besser gesagt, den Zement. Oder haben wir ihn nicht? Das ist vielleicht ein Verwirrspiel um das leidige Zementmahlwerk im Hafen von Kesselheim. Da haben sich die Koblenzer Stadtwerke als Betreiber des Hafens so gefreut, dass ein neuer Kunde ihr Hafengelände belebt. Auch war man bei den Verantwortlichen  froh,  dass man etwas zur Landschaftsgestaltung beitragen konnte, denn die beiden Türme passen gut ins romantische   Rheintal. Sollte der Kühlturm in Mülheim-Kärlich wirklich einmal fallen, hätten wir in Kesselheim einen Ersatz und die Nachwelt hätte eine ungefähre Vorstellung, wie es einst ein paar Kilometer rheinabwärts ausgesehen hat. Der riesige Containerkran im Hafen verdeckt den Kesselheimern ja auch schon mal die Sonne. Aber dafür haben die Leute den Vorteil, durch den Hafen mit ganz Europa verbunden zu sein und wenn man ehrlich ist, verdankt ja auch mancher Kesselheimer    durch Grundstücksverkauf sein Eigentum dem Hafen. Aber was wird aus dem Zementmahlwerk?  Die Dringlichkeitssitzung am Montagabend hat nichts gebracht, die ist dem OB-Wahlkampf zum Opfer gefallen. Dass durch den laufenden   OB-Wahlkampf derzeit fast alle politischen Räder in der Stadt stillstehen, stört die dafür  Verantwortlichen scheinbar nicht. Wir vertreiben durch diese Politik nicht nur Investoren, auch die kleinen Häuslebauer verziehen sich aufs Land. Junge Leute suchen ihr Glück als Hausbesitzer außerhalb der Stadt. Den umliegenden Gemeinden tut das gut und der Stadt Koblenz auch.

Hier fällt weniger Müll an und es sind auch kaum noch Kinder auf den Straßen zu sehen. Wir in der Altstadt merken das besonders, wir würden, wenn es die vielen Kneipen nicht gäbe, zur Schlafstadt. Wenigstens die Gastronomie hält einige Altstädter in den engen  Gassen  länger. wach, als sie eigentlich wollen. Die Kesselheimer werden jetzt noch etwas warten müssen, bis sie erfahren,  ob das Mahlwerk wirklich ans Mahlen kommt und ob in 20 Jahren ihre Hausdächer mit einem grauen wasserdichten  Zementbelag bedeckt sind. Es heißt ja, das Mahlwerk wäre staubfrei. Wenn dem so ist und das wirklich stimmt, dann sollte dem grausamen Spiel endlich ein Ende gemacht werden. Dann weiß jeder, wo er dran ist. Aber wollen alle Politiker das überhaupt?

Manfred Gniffke

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