Koblenzer Schängel vom 24.10.2001

„Kommt das Zementwerk, muß Corus-Aluminium schließen“

Gerhard Buddenbaum: Hier stehen 1250 Arbeitsplätze auf dem Spiel

-rlu- Koblenz. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Wenn das Zementmahlwerk in Betrieb geht, müssen wir unser Werk in Koblenz mit seinen 1250 Arbeitsplätzen schließen.“ Honorarkonsul Gerhard Buddenbaum, Vorsitzender der Geschäftsführung von Corus Aluminium, fand im Gespräch mit dem Schängel am Montag deutliche Worte. „Die zuständigen Ämter und die Koblenzer Bevölkerung müssen endlich begreifen, dass es hier um den Fortbestand des Koblenzer Corus-Werkes geht“, so Buddenbaum. 

Zwar zeigten die inzwischen vorliegenden Immisions-Gutachten zum geplanten Zementmahlwerk am Kesselheimer Rheinhafen (wir berichteten mehrfach) auf, dass die Grenzwerte eingehalten würden, doch das nutzt Corus (nur 300 Meter Luftlinie entfernt)  herzlich  wenig.

Grund: Bereits feinste Zement-Partikel gefährden die Aluminium-Produkte  des Unternehmens, das bereits seit 37 Jahren in Koblenz ansässig ist. Knackpunkt seien zum einen die 10 Tonnen Zementstaub, die jährlich trotz modernster Filteranlagen vom eigentlichen Mahlwerk noch in die Luft abgegeben würden. Hinzu komme der Zementstaub,

der z.B. beim Verladen vom Schiff frei wird. ,,Staub ist nicht gleich Staub. Während wir z.B. mit dem Sandstaub eines benachbarten Unternehmens gut leben können, wäre der Zementstaub des geplanten Werkes das reinste Gift für unsere Produkte. Auf der ganzen Welt gibt es kein Aluminium-Werk mit einem Zementwerk in der Nähe - das hat seine Gründe. Anscheinend will das aber keiner begreifen. Deshalb müssen wir jetzt in aller Deutlichkeit an die Öffentlichkeit gehen", betont Buddenbaum.

Corus Aluminium beliefert weltweit z.B. Unternehmen der Automobil- und der Flugzeugindustrie, von Mitsubishi bis Boeing, mit seinen Produkten. ,,Würden unsere Kunden erfahren, dass in der Nähe unseres Werkes ein Zementmahlwerk steht, würden sie wegen des Risikos vom Kauf unserer Produkte Abstand nehmen. Wir hätten keine Alternative, müssten unser Werk schließen", so der Vorsitzende der Geschäftsführung, der bereits die Unternehmensspitze in London informiert hat. Diese hat aufgrund der Gegebenheiten eine weitere Investition in Koblenz von 37 Millionen Euro vorerst auf Eis gelegt. ,,Hier geht es nicht um politische Spielchen, hier geht es klipp und klar um unser Werk", macht Buddenbaum deutlich.

Das bei den Corus-Mitarbeitern verständlicherweise die Angst  umgeht,  machte Bernd Feuerpeil, Vorsitzender des Betriebsrates deutlich. ,,Die Mitarbeiter können  nicht  begreifen, dass  1250  Arbeitsplätze ernsthaft wegen 10 Jobs im Zementwerk aufs Spiel gesetzt werden. Das steht doch in keiner Relation", so Feuerpeil.

,,Corus hat stets offen, ehrlich und gut mit der Stadt Koblenz zusammengearbeitet. Umso weniger können wir verstehen, warum man uns gerade in dieser für uns betriebswirtschaftlich , über-. lebenswichtigen Sache im Vorfeld nicht informiert hat. Offensichtlich hat bislang keiner begriffen, welche Tragweite das Zementwerk für uns und Koblenz haben würde", so Buddenbaum abschließend, der jetzt Gespräche mit der politischen Landesspitze in Mainz führen wird.

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