Rhein-Zeitung vom 09.10.2001

 
"Unser Werk und unsere Produkte sind bedroht!"
Mehr als 1200 Arbeitsplätze gefährdet - Corus- Widerspruch erfolgte am 24. August -
Schreiben an das städtische Umweltamt

 Von Gerd Michiels

KOBLENZ. "Wir sind nicht gegen eine Industrieansiedlung. Im Bezug auf das geplante Zementmahlwerk in Kesselheim, in unmittelbarer Nähe von uns, sehen wir allerdings eine Bedrohung unseres Werkes und unserer Produkte. Deshalb weisen wir auch auf mögliche Konsequenzen hin und haben gehofft, dass das ohne Wirbel passiert." Im Klartext gesprochen: Mehr als 1200 Arbeitsplätze am Standort Koblenz sind bedroht. Denn es geht um die Wechselwirkung zwischen Zement und Aluminium!

Dieter Redecker, Koblenzer Leiter Personal- und Sozialwesen der Firma Corus Aluminium, sagte es gestern unserer Zeitung. Er stellte der RZ auch ein Schreiben an das Koblenzer Umweltamt vom 24. August (!) 2001 zur Verfügung. Absender ist die Frankfurter Anwaltskanzlei "Linklaters Oppenhoff & Rädler". Hierin wird auch schriftlich Widerspruch gegen den Genehmigungsbescheid für die Errichtung von Teilen des Zementwerkes auf dem Grundstück Fritz- Ludwig- Straße 17 in Kesselheim eingelegt.

Corus stellt in Koblenz Aluminium- Walzhalbzeuge für eine Reihe technisch höchst anspruchsvoller Märkte her. Hierzu zählen u. a. Bleche und Bänder für die Herstellung von Wärmetauschern in der Autoindustrie, Bleche und Platten für die Außenhaut und für tragende Strukturteile von Flugzeugen, Platten für die Raumfahrtindustrie, für die Herstellung von Aluminiumschiffen, für Straßenfahrzeuge, etc. Corus zählt hier zu den Marktführern mit einem weltweiten Netz von Kunden (Boeing, Airbus, etc.). Wenn nun in unmittelbarer Nachbarschaft ein Zementwerk errichtet und betrieben werde, könne Corus die Verpflichtungen (Qualität, Produktsicherheit, Termintreue) nicht mehr einhalten: "Es tritt eine erhebliche Gefährdung der Qualität der in Koblenz hergestellten Halbzeuge und der daraus hergestellten Zwischen- und Endprodukte und damit der Gesamtproduktion ein." Hauptgrund: Die zu erwartenden Zementreststaubmengen von mindestens 10 Tonnen pro Jahr ergäben Staubablagerungen auf den Produkten von Corus. Damit nicht genug: Neben einer korrosiven Wirkung der Zementstäube seien auch erhebliche Beeinträchtigungen durch die Ablagerung von Feinstpartikeln auf der Oberfläche der Produkte zu befürchten.

In einer vierseitigen Anlage steht in den Schlussbemerkungen klipp und klar: "Nicht zuletzt sollte bei einer Risiko- und Güterabwägung, einschließlich der Gefährdung von über 1200 Arbeitsplätzen, der Bau und die Inbetriebnahme des Zementmahlwerkes unterbleiben."

Wurde bei der gestrigen Sondersitzung des Rates immer wieder erwähnt: Die Weltfirma Corus. Sie hatte bereits Mitte August Widerspruch gegen den Genehmigungsbescheid für das Zementmahlwerk eingelegt.

Bild: Aluminiumblöcke werden nach dem Gießen beschriftet. 
Foto: Frey- Pressebild/Olaf Schepers.
 
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