Kriegszeiten – Schwere Zeiten

(Quelle: Festschrift 1000 Jahre Kesselheim, 1966)

Kriege sind drangvolle Zeiten der Not, auch für das kleinste Dorf. – Kes­selheim spürte oft, was Krieg bedeutet: Requisitionen, Contributionen, Einquartierung und Besatzung, Soldatendienst, Gefangenschaft, Warten auf Heimkehr und kein Kommen! Aufregung, Ärger, Sorge, Angst, Schmerz und Leid! Die Kesselheimer mußten abliefern, was sie hatten: Gemüse und Kartoffeln, Pferde und Wagen. Zimmer mußten bereitgestellt werden, Ställe und Scheunen. Männer zogen ins Feld, und Frauen wurden dienstverpflichtet. Kein Haus, das nicht berührt, keine Familie, die nicht betroffen wurde! –

1870: Folgende Anordnung ging dem Bürgermeister von Kesselheim am 1. August 1870 zu:

Auf so eben erhaltenen Befehl des Kgl. Landraths in Folge Requisition der zuständigen Militairbehörde hat die Gemeinde KESSELHEIM dem Obercommando der 1. Armee Morgen Dienstag den 2. August morgens 8 Uhr auf dem Exerzierplatz am Markenbildchen zu Coblenz (zwischen Löhr- u. Mainzer-Thor) fünf zweispännige Wagen (also mit 10 Pferden) auf unbestimmte Zeit zu stellen. Verpflegung und Fourage stellt der Staat. Indem ich Sie auf meine frühere Verfügung verweise, wonach Sie berechtigt und auch verpflichtet sind, von den erforderlichen Wagen und Pferden gewaltsam Besitz zu ergreifen, mache ich Sie darauf aufmerksam, daß ich persönlich dafür verantwortlich gemacht wurden bin, daß Wagen und Pferde pünktlich zur Stelle sind. Sie wollen deshalb aufs nachdrücklichste entsprechende Fürsorge treffen, und wenn nötig erscheinen sollte, einen Feldhüter zur Begleitung der Wagen bis auf den Sammelplatz mitschicken. Neuendorf, den 1. August 1870

Der Bürgermeister

 1914 – 18: Viele Kesselheimer mußten in den Krieg: Männer, Väter, Söhne, Brüder. – Frau und Kind, Mutter und Vater, Bruder und Schwester warteten bangend daheim. Grüße kamen von allen Fronten, kamen und blieben aus. Und manche, die hoffnungsfroh hinausgezogen waren, meinend, der Krieg sei ein kurzes, sieghaftes Abenteuer, kehrten nicht mehr heim. Ein Denkmal vor der Kirche verzeichnet ihre Namen in den Herzen der Angehörigen lebt schmerzvolle Erinnerung, vernarbt im Laufe der heilenden Zeit.

Im Weltkrieg 1914 – 18 fielen:

Jak. Jus. Hürter gefallen am 31. 8. 1914
August Naunheim gefallen am 8. 9. 1914
Joh. Jak. Bubenheim gefallen am 9. 9. 1914
Jak. Höfer gefallen am 15. 9. 1914
Wilhelm Scheuring gefallen am 4. 2. 1915
Lorenz Arens gefallen am 20. 2. 1915
Karl Heinr. Höfer gefallen am 6. 4. 1915
Josef Pelzer gefallen am 17. 10. 1915
Jakob Schuth gefallen am 24. 3. 1916
Aug. Herm. Arens gefallen am 3. 6. 1916
Peter Ernerth gefallen am 27. 12. 1916
Ernst Jak. Raffauf gefallen am 10. 1. 1917
Rudolf Seibrich gefallen am 17. 10. 1917
Anton Schrauth gefallen am 24. 3. 1916
Wilhelm Mohr gefallen am 18. 7. 1918
Stephan Münzel gefallen am 16. 8. 1918
Peter Münzel gefallen am 6. 10. 1918
Als vermisst wurden gemeldet
Heinrich Ernerth angezeigt am 28. 9. 1915
Anton Sturz angezeigt am 24. 9. 1915
Philipp .Jak. Hoefer angezeigt am 1. 8. 1916
Hubert Hübinger angezeigt am 14. 9. 1916
Franz Jos. Mohr angezeigt am 29. 10. 1917
Franz Berres angezeigt am 8. 10. 1918

1939 – 45: Die Welt hatte nicht gelernt, in Frieden zu leben. Ein neuer Weltkrieg griff ins Leben der Völker, härter, grausamer, umfassender, als je ein Krieg zuvor. Die Zahl der Männer, die diesmal aus dem Dorf hin­auszogen, war groß wie nie vorher; die Zahl derer, die nicht wieder­kehrten, unfassbar hoch; Sorge und Leid waren so schmerzhaft wie nie.

Das ist die Liste deren, die nicht wiederkamen:

1. Hermann Ackermann gefallen am 14. 6. 1942
2. Josef Bayer gefallen am 5. 3. 1945
3. Franz Bubenheim gefallen am 10. 6. 1940
4. Jakob Bretz gefallen am 20. 4. 1943
5. Josef Dillmann vermißt
6. Jakob Eyl vermißt
7. Jakob Erben gefallen am 1. 4. 1944
8. Heinz Ernst vermißt
9. Fritz Ernst vermißt
10. Franz Hitzelberger gefallen am 27. 2. 1942
11. Anton Hoffend gefallen am 5. 3. 1945
12. Hermann Höfer gefallen am 1. 7. 1941
13. Wilhelm Höfer gefallen am 30. 5. 1944
14. August Hommer vermißt
15. Erich Juchem vermißt
16. Johann Kaiser vermißt
17. Alois Kneip vermißt
18. Jakob Könen gefallen am 28. 10. 1941
19. Peter Kreuter gefallen am 12. 12. 1941
20. Wilhelm Kroth gefallen am 25. 5. 1943
21. Johann Kurz gefallen am 22. 2. 1944
22. Franz Lies gefallen am 25. 10. 1944
23. Johann Lixenfeld gefallen am 21. 12. 1944
24. Albert Loosen gefallen am 21. 4. 1944
25. Josef Loosen vermißt
26. Matthias Loosen vermißt
27. Hugo Mathy vermißt
28. Johann Mehibreuer gefallen am 13. 5. 1942
29. Wilhelm Mehlbreuer vermißt
30. Josef Milz gefallen am 28. 12. 1944
31. Karl Wilh. Mohr gefallen am 12. 7. 1941
32. Peter Mohr vermißt
33. Peter Morbach gefallen am 8. 9. 1944
34. Fritz Münzel gefallen am 13. 4. 1945
35. Peter Münzel vermißt
36. Alois Naunheim gefallen am 16. 6. 1944
37. Johann Naunheim gefallen am 18. 11. 1942
38. Jean Ohlig gefallen am 30. 8. 1945
39. Hans Quillberg gefallen am 24. 3. 1945
40. Jakob Raffauf gefallen am 5. 12. 1941
41. Jean Raffauf gefallen am 18. 5. 1945
42. Martin Raffauf gefallen am 19. 12. 1941
43. Johann Rechner vermißt
44. Nikolaus Rohmann gefallen am 2. 1. 1943
45. Heinrich Rolf vermißt
46. Hans Schäfer gefallen am 27. 1. 1945
47. Klaus Schäfer vermißt
48. Johann Scherhag gefallen am 7. 7. 1944
49. Peter Schmitt vermißt
50. Heinz Schmitz vermißt
51. Hans Schneider vermißt
52. Nikolaus Schuth vermißt
53. Josef Stein gefallen am 25. 6. 1944
54. Andreas Theus vermißt
55. Josef Thiel gefallen am 8. 9. 1944
56. Peter Thiel vermißt
57. Werner Thiel vermißt
58. Wilhelm Thiel gefallen am 26. 11. 1943
59. Georg Wunder gefallen am Juni/Juli 1946

Über Sorge und Leid hinweg, durch Zeiten der Freude und der Not ist unser Heimatdorf geblieben: ein Ort des Trostes und der Hoffnung für alle, die ihm verbunden.

,,Land der Hoffnung, Heimatland, ob die Wetter, ob die Wogen über dich hinweg gezogen, ob die Feuer dich verbrannt, du hast Hände, die da bauen, du hast Herzen, die Vertrauen; Lieb und Treue halten stand, Land der Hoffnung, Heimatland!

(aus der „Hymne“ von Rudolf Alexander Schröder)